Ich war am 1. Februar 2019 auf dem ersten Meetup der Spatial Finance Initiative als Vertreter von right. based on science. Das Meetup fand bei Willis Tower Watson in London statt. Mein Interesse an der Veranstaltung kam durch meine Arbeit an einem Projekt zustande wo in Kooperation mit der ESA aus Satellitendaten auf die Emission von Schadgasen geschlossen werden soll.
Anlass der Veranstaltung und auch des Treffens liegt in der Erkenntnis, dass zwar mehr und mehr Daten aus der Erdbeobachtung von Satelliten erheben, das aber das Potential dieser Daten für die Bewertung von Chancen und Risiken im Kontext unternehmerischer und finanzieller Entscheidungsfindung noch nicht realisiert ist. Es geht daher bei der Initiative und so auch beim Treffen um die Verwendung von Geodaten in finanzieller Praxis.
Auf der Veranstaltung wurde gezeigt, was es für Daten gibt, was einzelne Unternehmen schon mit diesen Daten anfangen und was auf der Agenda für die Zukunft steht.
Was gibt es für Daten?
Zum einen gibt es Bilder aus dem sichtbaren Bereich. Hervorzuheben ist da die Firma Planet, deren Flotte von Microsatteligen (“Doves”: jeweils 10x10x30cm, 4kg schwer) kreisförmig im Abstand von jeweils ein paar hunder Kilometern die Erde umrunden und dabei alle 24h neue Bilder der Erdoberfläche liefern. Diese können über ein Plattform eingesehen werden. Ziel ist eine “queryable earth” erklärte CEO Will Marshall. Wie er mir in der Pause erzählte wird es in Zukunft möglicherweise auch andere
Ein cooler TED-Talk findet sich hier.
Es wird auch bereits an Bilderkennungsverfahren zu gearbeitet, um Gebäude, Fabriken, Kraftwerke, aber auch Schiffe zu erkennen. Damit wäre auch ein “Echtzeit”-Tracking von Assets möglich. Durch solches Bildmaterial kann man auch durch die Bewegung von Autos auf die Anzahl Menschen an bestimmten Orten schließen. Basierend darauf könnten Firmen z.B. relevante Orte für neue Geschäfte finden – seien dies Orte für Kraftwerke oder neue Kaffees.
Zudem ist in den Bildern natürlich auch die Veränderung der Wasserressourcen oder der Verlauf von Katastrophen nachvollziehbar, die für die Einsatzplanung von Rettungskräften, aber eben auch zur Bewertung von Schäden und zukünftigen Risiken und ggf. der Planung und Umsetzung von Schutzmaßnahmen (z.B. Deiche gegen Fluten) herangezogen werden. Man kann durch die Bilder auch die Entwicklung der Landwirtschaft beurteilen. Auch Ressourcenabbau und Umweltzerstörung werden so sichtbar. Ggf. können so Effekte und Verursacher identifiziert werden. Umgekehrt kann man auch erkennen, wo die Verhältnisse besser werden (z.B. durch Aufforstung).
Die NASA, die ESA oder auch EUMETSAT verfügen zudem über Satelliten, die auch Bilder anderer Spektrakbereiche aufzeichen und somit z.B. Wärmetransport, Gasemissionen (NO2, SO2, CO, CO2, Methan usw.) detektieren können. Diese Daten können für Wetteranalysen, aber auch zukünftig für die Bewertung lokaler oder globaler Impacts ausgelöst von Schadgasen verwendet werden.
Alle diese Daten könnten in Zukunft auch verwendet werden, um die Zukunftssicherheit von Städten und Firmen zu beurteilen, was sich auf die Nachfrage nach Wertpapieren auswirken kann. Wer will schon in Firmen investieren, deren Assets überwiegend in Überschwemmungsgebieten liegen oder deren Businessmodell so stark auf CO2-Emissionen setzt, dass dieses sobald ein CO2-Preis erhoben wird direkt in Gefahr gerät oder eben nicht für Förderungen für vorbildlicheres Umweltverhalten infrage kommt? Diese Sichtbarkeit könnte auch die Nachfrage von Kunden und die Motivation von Talenten für entsprechende Firmen zu arbeiten verändern.
Obwohl ich zustimme, sind dies nicht meine Gedanken, sondern zusammengestellte Aussagen von Panelisten von der Veranstaltung!
Was machen Unternehmen mit Satelittendaten?
- Banken wie z.B. HSBC sind bereits dabei ihr Portfolio hinsichtlich klimafinanzieller Risiken zu durchleuchten und ggf. umzustrukturieren. Dabei kommen und sollen auch noch mehr Satellitendaten zum Einsatz kommen.
- Nicht verwunderlich verwenden Versicherungen und Rúckversicherungen zu Einschätzung von Risiken und letztlich auch zur Festlegung von Prämien Satellitendaten.
- Startups wie Soil One verwenden Satellitendaten, um Aussagen über den Zustand von Böden und der landwirtschaftlichen Produktion zu liefern.
- Right. based on science verwendet Satellitendaten in Kooperation mit der ESA um CO2-Ausstöße von Städten und damit deren XDC abzuschätzen.
Was steht auf der Agenda?
In Verbindung mit der Spatial Finance Initiative steht die Asset-level data Initiative, deren Ziel es ist die physischen Besitztümer Unternehmen, Sektoren etc. zuordnen zu können. Dazu werden auch Satellitendaten benutzt. In Zukunft steht die Entwicklung von Kennzahlen, Methoden und Datenprodukten an, die Unternehmen und Investoren helfen sollen bessere finanzielle Entscheidungen zu treffen.
Mein Fazit:
Ich fand die Veranstaltung sehr spannend. Für das Projekt, an dem ich arbeite wo es um die Abschätzung von Emissionen aus Satellitendaten geht habe ich Input bekommen. Auch in puncto Ideen für Use Cases – z.B. die Beurteilung von Unternehmer- und Unternehmensrisiken und interessante Kontakte hat es sich gelohnt.